Windenergie im Tatort - Eine Rezension
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- Hauptkategorie: Aktuell
- Kategorie: TV
- Erstellt: Montag, 15. Juni 2015 02:55
- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 17. Juni 2015 02:37
- Veröffentlicht: Montag, 15. Juni 2015 02:55
- Geschrieben von Jutta Reichardt
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ARD Tatort - Wer Wind erntet, sät Sturm
Der Tatort in der ARD Mediathek (jeweils ab 20:00 Uhr) ARD Tatort - Wer Wind erntet, sät Sturm
Welch eine positive Überraschung, dass die Heilige Kuh "Windkraft" Einzug in die liebste Krimireihe der Deutschen halten durfte.
Erstaunlich, dass ausgerechnet der Bremer Tatort das Thema behandeln durfte, denn die Bremer Tatortkommissare ermitteln in ihren Beiträgen mindestens ein- bis viermal pro Sendung vor drehenden Rotoren und gehören damit so gar nicht zu den Verdächtigen aus dem Kreis von Windkraftgegnern, Naturschützern und "Klimaleugnern".
Da verwundert es nicht, wenn die Profiteure dieser Energiegewinnung (und Sponsoren der Bremer Tatorte??) sich geweigert haben, ihre Offshore-Windkraftwerke für die Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen. Ihre sonst so gern als Kulisse präsentierten Anlagen als Vogelschredder und Schweinswalkiller - welch ein Affront...
Auch die selbstherrliche Darstellung des selbsternannten Gutmenschen und "kleinen Windmüllers" Overbeck, der sich selbstverständlich über alle Regeln hinwegsetzt, Polizeisiegel erbricht, Schreibtische knackt und Beweismittel entwendet, der sich prügelt und mit einem Millionenscheck der NGO-Vertreterin ein unmoralisches Angebot macht für ein Naturschutzsiegel (symbolisiert die auf ergebnisorientierten Untersuchungen/Kartierungen beruhenden Gefälligkeitsgutachten zum Naturschutz der NGO), ist eine Provokation für die Windkraftlobby.
Die Fülle an Hintergrundinformationen zur Windkraft, den von ihr verursachten Schäden an der Biodiversität (Zugvögel, Seevögel, Schweinswale), ihrer miesen CO2 Bilanz und die für Anleger zumeist mickrigen Renditen, zu Mißwirtschaft à la Prokon mit Kapitalentnahme für persönliche Interessen durch den Windbaron, zu manipulierten Umweltverträglichkeitsprüfungen der großen Naturschutzverbände zugunsten von Windkraftprojekten gegen einen Millionenscheck und Klageverzicht (wir kennen alle die von BUND und NABU gegen Spenden und Stiftungsgelder an die Windlobby verkauften, zuvor gewonnenen Klagen = Klagerücknahme), die Kuschelverhältnisse zwischen Naturschutzverbänden und Windkraftlobby, die gesicherten, millionenschweren Rechte an künftigen Offshore-Baugebietenin der Nordsee, im Film "claims" genannt, wie einst im Wilden Westen und hier vom Windkraftprojektierer GEO mbH praktiziert, nicht zuletzt zu den großzügigen "Merkelschen Einspeisevergütungen, gegen die Renditen von AKW Peanuts sind", all dies zeugt von ernsthafter Recherche durch die Drehbuchschreiber.
Was ein Ärgernis für die Windkraftprofiteure bedeutet, ist für viele ahnungslose Zuschauer sicher zu einem Aha-Erlebnis geworden, insbesondere weil die Medien der Öffentlichkeit diese Informationen normalerweise vorenthalten.
Auch die Tatsache, dass die Tatortschreiber im Hinblick auf die skizzierten Naturschützer und Windkraftgegner auf jegliche Totschlagargumente verzichtet haben (im Gegensatz zu SPIEGEL online, in dessen Schlußsatz der Vorankündigung zum Tatort die Totschlag-Keule "Atomstrom" offenbar ein "Must" war), spricht für eine ernsthafte Recherche.
Zur großen Erleichterung der armen geschundenen Windkraftprotagonisten dreht sich der Wind im Verlauf der Handlung gegen Naturschützer und Windkraftgegner.
Sie wurden zu den bösen Ränkeschmieden gegen den armen "kleinen Windmüller" Overbeck, arbeiten dem ebenso bösen Hedgefondmanager zu. Das Klischee wird bedient, auch wenn dem Manager ein menschlicher Zug mittels Skype-Szenen mit Oma verpaßt wird. Windkraftgegner prügeln sich, morden für den Naturschutz und gegen die Schmerzen Totkranker und sie fälschen Videos! Hier hat man offensichtlich an intensiver Recherche gespart.
All diese Andichtungen werden von den vielen Schmutzfinken, Dummschreibern und bestenfalls naiven Ideologen unter den Forenschreibern sicher gern aufgegriffen und für die üblichen Verunglimpfungen von Windkraftgegnern genutzt werden.
Pikant und vielleicht als Handreichung zur Besänftigung der Windkraftlobby gedacht, für diesen gewagten Tatort entgegen der Mainstream-Ideologie, ist die Szene der Weitergabe interner Ermittlungsergebnisse (gefälschtes Video) durch die Kommissarin an den in Verdacht geratenen Gutmensch-Windmüller.
Die Verbindungen zwischen Windkraftlobby und Obrigkeit stehen, hier stellvertretend verkörpert durch eine Kriminalistin, im realen Windwahnland zumeist durch die Mitarbeiter der Genehmigungsbehörden und Bauämter, durch Landräte, Bürgermeister, Verwaltungsbeamte. Der Austausch von Interna gehört dazu, genauso wie der Ausschluß der betroffenen Anwohner.
Aber ist es das nicht wert? In 90 Minuten derart viele Informationen in die Öffentlichkeit zu bringen, die sonst niemand hören darf in einer windkraftwahnsinnigen Ökodiktatur...
Windwahn
Wenn Sie möchten, dass die Öffentlichkeit mehr erfährt über die Methoden der Windkraftbetreiber, Landverpächter, Behörden, Politiker und einige Medien, also der Profiteure und Ideologen der Windkraftnutzung in diesem Land und über ihre verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur, wenn Sie also möchten, dass sich etwas ändert, dann berichten Sie darüber, schreiben Sie es auf und werden Sie nicht müde darüber aufzuklären. Nur so finden wir immer öfter Gehör.JR
Der „Tatort" im FOCUS-Online-Check:
So dreckig kann Windkraft sein - Der Bremen-"Tatort" im Check
Mit Dank an Hans Ulrich!
Die Bremer „Tatort"-Kommissare sollen den Mord an einem Umweltaktivisten aufklären. Ein Zweiter ist nach seinem Protest gegen Offshore-Windparks verschwunden. Lürsen und Stedefreund tauchen ein in einen blutigen Interessenskonflikt um Ökostrom und Geld. Spannend – aber etwas viel auf einmal.
Der entscheidende Satz: Kommissar Stedefreund fragt gleich zu Beginn: „Warum ist man als Umweltschützer gegen Windräder?" Im „Tatort" werden einige Gründe serviert. Der Film greift auf, dass auch diese grüne Energie keineswegs unumstritten ist und es sich um einen Markt handelt, bei dem es um sehr viel Geld geht.
Hier lernt man was... Die Stärke dieses „Tatorts" ist, dass er hängen bleibt, was man nicht von jedem Film der Krimi-Reihe behaupten kann. Die Macher knöpfen sich Windenergie vor und zeigen, welche Risiken und Machenschaften sich dahinter verbergen. Die einzelnen Figuren sind bewusst vielschichtig gezeichnet. Da gibt es etwa die stellvertretende Leiterin einer großen Umweltschutzorganisation: Einerseits kämpft Katrin Lorenz (Annika Blendl) für Schweinswale und Singvögel, andererseits stellt sie gegen Geld Öko-Siegel aus, die den Betreibern den Bau ihrer Windparks ermöglichen. Durch ihre starke Position neigt Lorenz zu Kompromissen und verliert dabei alte Ideale aus den Augen. Die Botschaft „Hier gibt es nicht nur gut oder nur böse" wirkt allerdings manchmal etwas aufgesetzt.