Kieler Nachrichten berichten auf ihrer Seite 3 ausführlich zum Infraschall.
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- Kategorie: Schleswig-Holstein Spezial
- Erstellt: Freitag, 08. Mai 2015 01:17
- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10. Mai 2015 12:56
- Veröffentlicht: Freitag, 08. Mai 2015 01:17
- Geschrieben von Jutta Reichardt
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Ein Novum in SH, der Wiege des Windkraftwahns, in dem das Thema seit der Inbetriebnahme der ersten Windkraftwerke an der Westküste des Landes, bereits in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, tunlichst vermieden wurde.
Dafür gebühren dem Wirtschaftsredakteur Jörn Genoux und der Redakteurin Anne Holbach besonderer Dank!
Sorgen über Infraschall
Krank durch Windkraft?
Von Jörn Genoux |
04.05.2015 07:14 Uhr
hier gelangen sie zu den Leserbriefen vom 08.05.2015
Besteht für Menschen, die in der Nachbarschaft von Windenergieanlagen wohnen, ein erhöhtes Krankheitsrisiko? Gesundheitsgefahren durch Windkraft – das Thema entwickelt derzeit in Schleswig-Holstein eine neue Dynamik. Im Norden formiert sich daher Widerstand gegen die Anlagen. Im Fokus: der Infraschall, also der Schall, den Menschen nicht hören können.
Leseprobe:
[...] "Der Ausbau der Windindustrie schreite in Schleswig-Holstein „erschreckend voran", sagt der Eckernförder Mediziner und Psychotherapeut Christian Rohrbacher. Selbst in Naturschutzgebieten wie dem Naturpark Schlei würden Anlagen genehmigt – „ohne Rücksicht auf schützenswerte Vogelarten wie Seeadler, Uhu, Kranich oder Singschwan" – und ohne die „verheerenden Wirkungen der Riesenanlagen" auf die Menschen zu berücksichtigen. Rohrbachers Argumente sind unter den Kritikern weit verbreitet: Demnach gefährden Windkraftanlagen vor allem die Gesundheit der Menschen, die in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern leben. Sie seien hörbarem Lärm ausgesetzt, vor allem aber dem nicht hörbaren Infraschall (siehe Stichwort). Internationale Studien hätten gezeigt, dass Dauerbelastung durch Infraschall krank machen könne.
Rohrbacher beruft sich unter anderem auf eine schwedische Studie, derzufolge etwa 30 Prozent der Anwohner in der Nähe von Windkraftanlagen über Beschwerden berichteten: Migräne, Schwindel, hoher Blutdruck, Seh- und Schlafstörungen, Angstzustände oder Beklemmungen. Die Schweden erklären das so: Die Schalldruckwellen bewirken im flüssigkeitsgefüllten Hohlraum des Innenohres eine Art Massage-Effekt des Gehör- und Gleichgewichtssinnes. Und dieser andauernde „pulsierende Schalldruck" könne bei Menschen mit „sensorischer Überempfindlichkeit" zu den oben erwähnten Beschwerden führen." [...]
Beim BWE nimmt man die Ängste und Beschwerden der Anwohner ernst, sagt der Landesvorsitzende Reinhard Christiansen. „Wir machen uns deswegen dafür stark, dass die vorgeschriebenen Abstände auch eingehalten werden."
Doch genau das ist der Punkt: Die gesetzlich vorgeschrieben Abstände zu Häusern und Orten von 400 Metern (Einzelhäuser im Außenbereich) bis 800 Metern (Siedlungen) sind Christian Rohrbacher aus Eckernförde viel zu wenig: „Mindestens zwei bis drei Kilometer Abstand zu jeglicher Wohnstätte" fordert er. Nur dann seien die dort lebenden Menschen einigermaßen sicher. Der Konflikt um die Windkraft und die Diskussionen um Lärm und Infraschall dürften sich daher in den nächsten Jahren wohl eher noch verschärfen. Denn der Ausbau schreitet voran.
Kostenpflichtiger Artikel:
http://www.kn-online.de/Schleswig-Holstein/Wirtschaft/Krank-durch-Windkraft
Windwahn
Absurdes aus der Zynismus-Kiste des Bundesverbandes Windenergie
Das ganze Dilemma mit dem hemmungslosen Ausbau der Windkraft um jeden Preis, auch gerade den, der Gefährdung der Gesundheit der Anwohner, manifestiert sich in dem Satz
„Wir machen uns deswegen dafür stark, dass die vorgeschriebenen Abstände auch eingehalten werden."
Diese Form von Zynismus des BWE-Landesvorsitzenden Reinhard Christiansen ist typisch für die in Schleswig-Holstein geheiligte Windkraftbranche.
Sie drückt aus, was in einem Land der absoluten Windkraft-Vorherrschaft, in dem der Ministerpräsident stets öffentlich betont "Ich kämpfe für meine Windmüller"längst gängige Praxis ist. Von einem Kampf oder auch nur Einsatz für seine Mitbürger und Wähler in punkto Windenergienutzung ist nie etwas zu hören!
Christiansen bestätigt damit aufs Neue, was seit Jahren in SH üblich ist: Projektierer und Profiteure der Windenergienutzung müssen sich nicht an Gesetze halten, die für den Rest der Bevölkerung bindend sind.Dafür macht sich dann der BWE stark...!?
Ein leichtes Unterfangen, wenn es darum geht, Abstandsregeln von 4oo und 8oo Metern, die weltweit herausragend sind, wenn es um die Missachtung der Anwohner von WEA geht einzuhalten. Doppelte Kipplänge für die heute meist verbauten 200 m Anlagen im ländlichen Raum...
Ob sich der BWE auch dafür stark macht, dass Umweltgutachten nicht mehr ergebnisorientiert von abhängigen Gutachterbüros erstellt und die Realität bei Kartierungen verfälscht wird und Abstände zu geschützten Habitaten der Avifauna eingehalten werden, Horstbäume nicht mehr gefällt und Fledermauskästen in WK-Projektierungsgebieten nicht mehr entfernt werden, Schallmessungen nach den Standards modernster Technik auch in den Räumen der Anwohner durchzuführen sind, dazu die DIN 45680 der Realität angepasst und die Frequenzen ab 0,01 Hz mit berücksichtigtr werden, anstelle von Messungen erst ab 10 Hz, Bürgerrechte eingehalten werden indem z.B. Anwohner von Planungsgebieten über WK-Projekte umgehend informiert und bei Durchsetzung selbiger so entschädigt werden, dass sie zumindest materiell verlustfrei ihre Heimat verlassen können etc. ?
Natürlich nicht. Denn im Land des absoluten Windwahnsinns macht man sich nur stark dafür etwas einzuhalten, was einem bei Nichteinhaltung jedes Verwaltungsgericht kippen würde: Festgelegte minimale Mindestabstände. Nicht etwa weil es der Windkraftbranche schaden will, sondern, weil es gar nicht anders kann, als die Einhaltung der Gesetze umzusetzen.
JR
Dr. Christian Rohrbacher hat einen informativen und erhellenden Kommentar an Herrn Genoux gerichtet, vielen Dank dafür, den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:
Hallo und guten Morgen Herr Genoux,
vielen Dank für den Artikel über Infraschall und die mit WKA einhergehenden Gesundheitsgefahren auf S.3 der KN !
Und ebenso Dank für den sehr guten Kommentar zum menschlichen Gehörsinn!
Es ist für mich immer wieder erstaunlich, in welchem Maß hochangesiedelte öffentliche Ämter tricksen. Während Prof. Krahé wie Sie vielleicht schon in meiner gestrigen Mail an sämtliche Landtagsabgeordnete, Gesundheitsämter und LLURs gelesen haben, höchstselbst in seiner Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall (2014) feststellt, dass eine vorbeugende Abschätzung der Infraschallpegel in der Umgebung von Windkraftanlagen unmöglich ist und man selbst in 2000m Entfernung vor krankmachender Wirkung nicht sicher ist, behauptet seine Chefin vom UBA genau das Gegenteil, merkwürdig, oder? Ähnlich das Bayrische Landesamt für Umwelt sowie das hiesige Ministerium für Energiewende: Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass die Amtsträger die Studien von Ceranna und Hansen (die eindeutig nachweisen konnten, dass von WKAs emittierter Infraschall sich selbst in 8 km Entfernung signifikant vom Umgebungsrauschen absetzt) sowie nachfolgende Messung aus den USA nicht kennen (Michael Bahtiarian, INCE Bd. Cert. Allan Beaudry: Infrasound Measurements of Falmouth Wind Turbines Wind #1 and Wind #2, February 27, 2015):
Die Abbildung zeigt sehr schön die BPF (blade pass frequency) sowie deren harmonische Vielfache in einem Bereich des Infraschalls (zwischen 0,5 un 6 Hz), welcher in deutschen Messungen schlichtweg unterdrückt bzw. gar nicht erst erfasst wird!! Da kann man leicht behaupten, dass von WKAs kein krankmachender Infraschall ausgehe. Zudem interessant, dass die Rotorblatt-Schallspitzen mehr als 10 dB über der Mittelwertskurve liegen. Diese Spitzen werden in deutschen Messungen durch die sog. Terz-Oktave-Analyse einfach weggebügelt, und schon können Infraschallpegel von Windkraftanlagen beim Menschen keine schädlichen Einflüsse hervorrufen. Aha.
Dass die äußeren Haarzellen (50mal) sowie das Gleichgewichtsorgan (etwa 10mal) empfindlicher auf Schallwellen reagieren als die für das Hören zuständigen inneren Haarzellen, wird ebenso von den zuständigen Ämtern weggelogen (ich muss es so sagen, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ministerien fachlich derart schlecht beraten werden). Das meine ich mit Watergate-Effekt. Als Psychoanalytiker würde ich sagen, es geht beim Thema Windkraft um Macht, Prestige, öffentliches Ansehen, eben "das Gesicht zu wahren", lieber geht man den einmal eingeschlagenen, aber falschen Weg bis zum bitteren Ende, als rechtzeitig umzukehren (kommt mir beim Blick zurück in die Geschichte irgendwie bekannt vor). Dazu haben Sie als Kenner der Politik- und Wirschaftsszene sicher noch besseren Einblick in die Zusammenhänge.
Und - last but not least - geht es natürlich auch ums Große Geld, und dies nachvollziehbarerweise ganz besonders dem BWE und der Windkraftindustrie.
Danke noch einmal, dass Sie sich diesem extrem wichtigen Thema angenommen haben und dranbleiben!!
Mit herzlichen Grüßen
von Christian Rohrbacher
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